Archivale des Monats

Archivale des Monats März 2024

Schreiben des Stadtrats Harms an Reichsstatthalter Loeper vom 17. Mai 1933 mit Anschuldigungen gegen Landeskonservator Dr. Ludwig Grote

Einer der wichtigsten Förderer des Bauhauses in Dessau war der Kunsthistoriker Dr. Ludwig Grote (1893-1974). Er stammte aus Halle (Saale), wo er 1922 nach einem Studium der Kunstgeschichte auch mit einer Arbeit über das druckgraphische Werk des Malers und Holzschneiders Georg Lemberger (um 1490/1500 – um 1540/1545) promovierte. 1923 erhielt Ludwig Grote einen Werkvertrag in Dessau zur Herstellung des Kataloges der Gemäldesammlung in der Amalienstiftung. Im Jahr darauf wurde er zum Anhaltischen Landeskonservator ernannt. Außerdem war er Gründungsdirektor der 1927 gegründeten Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau im Palais Reina (Kavalierstraße). Aufgrund seiner außerordentlichen fachlichen Kompetenz erwarb sich Ludwig Grote die besondere Wertschätzung des Dessauer Oberbürgermeisters Fritz Hesse (1881-1973). Neben Fritz Hesse, dem Generalmusikdirektor Franz von Hoeßlin (1885–1946) und anderen gehörte Ludwig Grote zu den wichtigsten Förderern des Bauhauses in Dessau. So führte er unter anderem Vorverhandlungen mit Walter Gropius (1883-1969) zur Ansiedlung des Bauhauses in Dessau, stellte Bauhauskünstler aus und erwarb ihre Werke für die Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie.

1933 geriet Grote deshalb, als „Kulturbolschewist“ verfemt, in das Visier der Nationalsozialisten. Er musste in einem wegen „Amtsmissbrauchs“ gegen den Oberbürgermeister Fritz Hesse angestrengten und vom nationalsozialistische Stadtrat Dr. Richard Harms (1903-?) geleiteten Untersuchungsausschuss aussagen und wurde auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums schließlich aus seinem Amt als Landeskonservator von Anhalt und Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau entlassen und in den Ruhestand versetzt. Die Vorwürfe gegen Ludwig Grote fasste Stadtrat Harms am 17. Mai 1933 an den NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter in Braunschweig und Anhalt Wilhelm Friedrich Loeper (1883-1935) zusammen: Grote sei der eifrigste Förderer des Bauhauses, treibende Kraft bei dessen Heranholung nach Dessau und verantwortlich für den Ankauf von aus Sicht der Nationalsozialisten minderwertig-dadaistischer Malerei gewesen. Das Schreiben von Stadtrat Harms ist als Archivale des Monats März 2024 im Stadtarchiv Dessau-Roßlau zu sehen.

Dr. Ludwig Grote wurde 1951 Erster Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Er starb vor 50 Jahren, am 3. März 1974, in Gauting bei München.

Schreiben des Stadtrats Harms an Reichsstatthalter Loeper vom 17. Mai 1933 mit Anschuldigungen gegen Landeskonservator Dr. Ludwig Grote. Signatur: S3-34

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