Die alte Stadt Dessau mit ihrem über Jahrhunderte gewachsenen historischen Stadtbild ging im Inferno des Bombenangriffs vom 7. März 1945 unter. Damit brachen die Schrecken des vom faschistischen Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieges mit all ihrer katastrophalen Macht über eine Stadt herein, die durchaus eine nicht unbeträchtliche Rolle bei den Vorbereitungen und der Fortdauer des Krieges spielte und die auf besondere Weise mit der Menschen verachtenden und Menschen vernichtenden Herrschaft der National-sozialisten verbunden war. So war Dessau als NSDAP-Gauhauptstadt und Sitz eines Reichsstatthalters ein politisches und Verwaltungs-zentrum, war ein Rüstungszentrum, das mit der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG einen der größten Rüstungsbetriebe Deutschlands beherbergte, und lieferte das als Schädlingsbekämpfungsmittel ent-wickelte, aber von der SS für die Tötung von unzähligen Menschen in den Vernichtungslagern auf furchtbare Weise missbrauchte Zyklon B.

Der Bombenangriff auf Dessau am 7. März 1945 war lediglich der Höhepunkt einer Reihe von insgesamt 20 Bombenangriffen auf die Stadt ab dem 20. August 1940, bei denen mindestens 1.136 Menschen ihr Leben verloren und Tausende verletzt wurden. Waren bis dahin nur relativ leichte Luftangriffe auf die Stadt zu verzeichnen gewesen, so änderte sich dies am 28. Mai 1944, einem Pfingstsonntag. An diesem Tag flog die US Air Force am frühen Nachmittag einen ersten Großangriff auf Dessau, bei dem vor allem die Dessauer Innenstadt schwer getroffen wurde. Weitere schwere Bombenangriffe fanden am 30. Mai 1944, 20. Juli 1944, 16. August 1944, 28. September 1944 und 16. Januar 1945 statt.

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Ausweis für Fliegergeschädigte

Mit solchen Bombenangriffen hatte man in der Stadt bereits gerechnet. Zahlreiche Luftschutzräume und Luftschutzbunker waren gebaut worden, es bestand ein Kriegsschädenamt und im Oktober 1943 wurde auch ein Amt für Betreuungsmaßnahmen nach Luftangriffen eingerichtet. Dieses Amt sollte die Sofortmaßnahmen nach den Luftangriffen koordinieren. Zusätzlich bildete die NSDAP entsprechende Einsatzstellen, die als erste Anlaufpunkte der durch die Bombenangriffe Geschädigten dienten. Hier wurden u.a. Ausweise für Fliegergeschädigte ausgegeben. Diese Ausweise dienten als Bescheinigungen über erste Hilfs- und Ver-sorgungsmaßnahmen und erfassten die erlittenen Schädigungen. Im März 1945 wurde der hier ausgestellte Ausweis für Fliegergeschädigte gedruckt und in dieser Form vermutlich auch nach dem Angriff vom 7. März 1945 genutzt.