Der Dessauer Maschinenbau-Fabrikant Max Polysius schrieb im August des Jahres 1931 einen Beschwerdebrief über das Bauhaus an Bürgermeister Fritz Hesse. Max Polysius hatte mit seinem Bruder Otto die vom Vater übernommene Fabrik, die weltweit Zementanlagen exportierte, zu einem national und international angesehenen Unternehmen entwickelt, welches komplette Zementfabriken herstellte. Er war somit ein weitgereister Mann und nicht ohne Einfluss. Seine politische Einstellung machte er in jeder Hinsicht plausibel: die Entwicklungen der Moderne und der kulturellen Blütezeit der zwanziger Jahre widersprachen massiv seinem persönlichen und um jeden Preis gewinnorientierten, pragmatischen Bild eines deutschen Unternehmers. Max Polysius empörte sich über Filme mit Charly Chaplin und beschwerte sich, dass man ihm in einem Breslauer Hotel „Gesangsvorträge von einem Neger“ zumutete.

Mit seiner Aufforderung an Bürgermeister Hesse, den Dessauer Steuerzahler vom „kostspieligen“ Bauhaus zu befreien, repräsentierte er die zeitgenössischen Stimmen aus Dessau gegen das Bauhaus. Drei Monate nach dem Brief an Hesse finden in Dessau Gemeinderatswahlen statt und die NSDAP wird zur stärksten Partei. In ihren Wahlaufrufen forderten sie - wie Polysius - an erster Stelle die Einstellung der Finanzierung für das Bauhaus und sogar den Abriss der Bauhaus-Gebäude. Bereits 1930 hatte der Gemeinderat der Stadt Dessau auf die unter dem linkspolitisch orientierten Hannes Meyer zunehmende Politisierung des Bauhauses durch dessen fristlose Entlassung reagiert und den konservativer agierenden Ludwig Mies van der Rohe als Direktor eingesetzt.

Zum 1. Oktober 1932 beschloss jedoch der Dessauer Gemeinderat, dessen Mitglieder schon zu dieser Zeit überwiegend der NSDAP angehörten, mit 20 gegen 5 Stimmen der KPD die Schließung der Hochschule für Gestaltung.

Die Firmenakten einschließlich zahlreicher Werbesachen und Fotografien sind Teil der Überlieferung zur „Polysius AG Dessau“ und in der Abteilung Dessau des Landesarchivs Sachsen-Anhalt einsehbar.

Titel und Quelle der Abbildung lauten: Porträt Max Polysius, ca. 1920; LASA, I 414 Polysius AG Dessau, Nr. 5