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A1.3 Nr. 247 Maßnahmen Bekämpfung Pest

Epidemien, die durch verschiedene hochgradig ansteckende Erreger hervorgerufen werden, gab und gibt es in der Geschichte der Menschheit immer wieder. Über viele Jahrhunderte hinweg war wohl die Pest die gefürchtetste dieser Krankheiten. Als sogenannter „Schwarzer Tod“ führte die Pest im 14. Jahrhundert und vermutlich mit der Justinianischen Pest auch bereits im 6. Jahrhundert zu den verheerendsten Epidemien der Menschheitsgeschichte. Auch Dessau wurde im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Male von dieser vom Bakterium Yersinia pestis hervorgerufenen Krankheit heimgesucht. Mit Bestimmtheit litt Dessau 1552 schwer unter dem „großen Sterben“, wie die Krankheit damals ebenfalls genannt wurde. In der Zeit vom 3. April bis zum 18. November forderte die Seuche 515 Todesopfer. Auch in den Jahren 1576, 1598, 1607, 1625 und 1626 wütete die Pest in Dessau. Im Jahr 1626, das ein sehr schlimmes Pestjahr mit 662 Todesopfern war, wurde selbst Fürst Johann Casimir nicht verschont, der vom 8. Juli bis zum August schwer krank darniederlag. Er erholte sich wieder, nachdem die Pestbeulen aufgegangen waren. Die letzte Anhalt und besonders Dessau bedrohende Pestepidemie im Jahre 1704 ging ohne Schaden vorüber.

Doch auch heute ist die Pest noch nicht besiegt: Von 1978 bis 1992 meldete die Weltgesundheitsorganisation 1451 Todesfälle in 21 Ländern. In den USA gab es beispielsweise 1992 dreizehn Infektionen und zwei Todesfälle. Es existiert inzwischen eine Impfung gegen den Erreger, die von der WHO aber nur für Risikogruppen empfohlen wird. Die Behandlung einer Infektion ist mit Antibiotika möglich. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Pest eine meldepflichtige Erkrankung. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelten die Menschen Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln zur Verhinderung bzw. Eindämmung der Epidemie. So gab es auch in Dessau verschiedene fürstliche bzw. herzogliche Anweisungen, die das Verhalten der Einwohner Dessaus in Pestzeiten regelten. Aber auch in jüngerer Zeit wurde das Verhalten während einer solchen Epidemie staatlich geregelt. Im Stadtarchiv erhalten ist eine „Akte der Polizeiverwaltung zu Dessau betr. Pest“, die zeigt, dass die Angst vor dieser Krankheit die Menschen auch um die Wende zum 20. Jahrhundert noch nicht verlassen hatte. Enthalten sind u.a. gedruckte Anweisungen aus den Jahren 1901 und 1907, die deutschlandweit den Umgang mit dieser gefürchteten Erkrankung regelten und von den Polizeibehörden der einzelnen Städte, so auch von der Polizeiverwaltung Dessaus, umzusetzen waren.

Archivale des Monats Juli 2020 ist ab 1. Juli im Archivverbund Dessau zu sehen.

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Tel.: 0340/204-1024
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